Präzision bei der Arbeit und im Ring

Der Kollnauer Matteo Casale holte einen Kickbox-Weltmeistertitel.

Schläge mit den Fäusten, Tritte mit den Füßen, Hiebe mit den Ellenbogen: Der Kollnauer Matteo Casale hat sich bei den Weltmeisterschaften im Thaiboxen in San Marino den Weltmeistertitel in der Gewichtsklasse unter 65 Kilo bei den 15-17-Jährigen gesichert. Dem Mechatroniker-Azubi gelangen mit zwei Silbermedaillen in den Kickbox-Disziplinen K1 und Vollkontakte ab 18 Jahren zwei weitere Erfolge. Sein Traum? Einmal in Thailand im Ring zu stehen.

„Sport ist ein toller Ausgleich für mich, hält mich fit und bringt mich dazu, meine körperlichen Grenzen zu überschreiten“, sagt der 17-Jährige, der seit vergangenem Herbst in Elzach eine Ausbildung zum Mechatroniker macht. Casale spricht langsam und konzentriert, er wirkt etwas zurückhaltend. Seine Erfolge sind umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass er nur 1,73 Meter groß ist – und eine Silbermedaille als 17-jähriger sogar in der Konkurrenz Vollkontakte ab 18 Jahre holte.

„Unter 18 Jahren wird nur mit Leichtkontakten geboxt, was die Ringrichter überwachen. Über 18 dagegen mit voller Kraft“, sagt Casale. Trainer Fabian Tritschler und Trainerin Marlon Tröscher, selbst langjährige Kickboxer und Leiter des T1-Kampfsportzentrums in Waldkirch, waren von ihrem Schützling so überzeugt, dass sie ihn fragten, ob er nicht auch in dieser Klasse antreten möchte. Da Casale durch seine Körpergröße Nachteile in puncto Schlaglänge hat, mussten er und sein Trainer die richtige Taktik entwickeln. „Ich darf nie stehen bleiben, muss viel mit der Führhand schlagen, nach vorn laufen und versuchen nah an den Gegner ranzukommen, damit er seine Länge nicht ausnutzen kann“, beschreibt er sein Erfolgsrezept.

Das ist nicht einfach. Erst recht nicht, wenn man betrachtet, wie viele verschiedene Regeln in unterschiedlichen Disziplinen beachtet und Techniken erlernt werden müssen. „Im Kickboxen dürfen, im Gegensatz zum normalen Boxen, auch die Füße benutzt werden. Im K1 zusätzlich Knie und Oberschenkel, im Thaiboxen Ellenbogen und sogenannte Clinch- (Wurf-)Techniken“, erklärt er.

Angefangen zu boxen hat der Auszubildende vor fünf Jahren. „Bis dahin habe ich Fußball gespielt. Als mir ein Freund von seinem Hobby Boxen erzählte, habe ich es einfach ausprobiert.“ Bereits zwei Jahre später hatte er seinen ersten Wettkampf, kurz danach stellten sich die ersten Erfolge ein. Nach der Coronapause ging‘s wieder in den Ring, wo neben Ausdauer, Kondition und Durchhaltevermögen vor allem Disziplin und Genauigkeit gefragt sind.

Um sein Gewicht unter 65 Kilo zu halten, muss Casale sehr auf seine Ernährung achten und vor einem Wettkampf auch mal auf Essen und Trinken verzichten. Sein Tag ist durchgetaktet: Nach acht Stunden Arbeit geht es meist direkt zum Training. Ein bis zweimal die Woche gibt er sogar selbst Trainerstunden für Kinder. Auch als angehender Mechatroniker in seinem Elzacher Betrieb, der Dreh und Frästeile für Automobile und Medizintechnik herstellt, ist genaustes Arbeiten unabdinglich. „Ich mag diese Herausforderungen sowohl im Sport als auch im Betrieb, sie haben mir auch geholfen selbstbewusster zu werden“, sagt der Kollnauer.

Für die Zukunft hat der 17-Jährige schon genaue Ziele, Wünsche und Träume. Beruflich will er nach der Ausbildung zum Mechatroniker „dabei bleiben“ und sich irgendwann „zum Techniker oder Meister weiterbilden.“ Sportlich will er so lange weitermachen, wie er Freude daran hat – und einmal nach Thailand reisen. „Dort ist das Boxen Volkssport. Es wird in großen Stadien gekämpft, sogar der König schaut zu. Dort einmal im Ring zu stehen, das wäre ein Traum“.

Foto: Tobias Winterhalter

Quelle: Badische Zeitung, Di, 26. Juli 2022, Waldkirch, Tobias Winterhalter

www.badische-zeitung.de/praezision-bei-der-arbeit-und-im-ring–215394041.html