Dritter Elzacher Unternehmertreff / Vorträge zu Innovation, Regionalförderung und Betriebsnachfolge / Dienstleistungen der WRF.
ELZACH. Auf Einladung der Stadt Elzach fand für die örtliche Wirtschaft der dritte Elzacher Unternehmertreff statt. Rund 50 Personen aus Elzach und den beiden Nachbargemeinden, Gewerbetreibende aller Sparten und Kommunalpolitiker, kamen dazu im neuen Bürogebäude der Werner Gießler GmbH zusammen. Innovationsbereitschaft, regionale Kooperation zur Standortstärkung sowie Betriebsnachfolge waren Themen dreier Vorträge. Bürgermeister Roland Tibi moderierte.
Gastgeber und Geschäftsführer Thomas Gießler stellte sein Unternehmen, die Werner Gießler GmbH, vor, die gerade erst ihr 50-jähriges Bestehen gefeiert hat (die BZ berichtete). Unterlegt von einer Filmdokumentation nannte er Faktoren, die für das Wachstum seines Industriebetriebs wichtig waren und zur Zukunftssicherung nötig sind. Langfristige Zulieferverträge, Investitionen, ständige Modernisierung des Maschinenparks sowie die erlangte Großserienfertigung machten es möglich, dass heute in 70 Prozent aller weltweit produzierten Lkw Dieseleinspritzsysteme aus Elzach montiert sind. Wichtige Stütze dafür war die Qualitätssicherung, die mittels selbst entwickelter Produktionstechnologie auf Spitzenwerte gesteigert wurde. Chemische Entgratung und Sondermaschinen zur Endkontrolle, entstanden auch durch Kooperation mit einem Forschungsinstitut, sorgten für Wettbewerbsvorsprung. Zum Abbau von Abhängigkeiten nahm Gießler vor wenigen Jahren dann noch eine Diversifizierung seiner Produktion vor. Durch eine Übernahme und Gründung der Gießler Feinwerktechnik in Denzlingen gelang der Einstieg in Kleinserienfertigung von Bauteilen für Medizintechnik und Optoelektronik. Neue, bedeutende Umsatzanteile seien schon zu verzeichnen, sagte Gießler. Er wies auch darauf hin, dass trotz fortschreitender Automatisierung die Mitarbeiterzahl immer gestiegen ist. Dies sei auch aktuell so. Hochtechnologie sorge zwar dafür, dass ein Beschäftigter immer mehr Maschinen bedienen kann. Für das Unternehmen ist deshalb Schulung wichtig. Durch das Produktionswachstum bestehe aber weiter Fachkräftebedarf, erklärte der Firmenchef.
Für die Wirtschaftsregion Freiburg (WRF) referierte deren Geschäftsführerin Hanna Böhme über die Aufgaben des Vereins, dem die drei Landkreise sowie 57 kommunale und institutionelle Mitglieder angehören. Sie warb für mehr Vernetzung und Kooperation von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, für die Dienst- und Serviceleistungen der WRF in Unternehmen sowie deren weltweites Standortmarketing für die Region.
Oberes Elztal – ein guter Standort in der Region
Die Stellung Elzachs in der Region bewertete sie positiv. So verfüge das obere Elztal bald über eine sehr gute infrastrukturelle Anbindung, im Bereich Gesundheit ist mit der BDH-Klinik eine Spitzeneinrichtung angesiedelt; dazu kommen starke Handwerksunternehmen, neue Hotellerie sowie die Marketingaktionen eines neu strukturierten Gewerbevereins. Böhme bat aber auch darum, nach dem Subsidiaritätsprinzip mehr Aufgaben, soweit dies Sinn macht, interkommunal anzugehen. Auch bot sie Unternehmen einen Digitalisierungscheck an und ermutigte zur Nutzung des künftigen 5G-Mobilfunkstandards.
Ein Beispiel für duale Ausbildung und gelingende Nachfolge im Unternehmen ist Sebastian Winterhalter. Mit 23 Jahren legte er die Meisterprüfung ab und ist im Vorjahr als dritter Geschäftsführer in die Leitung der Metzgerei Gustav Winterhalter eingestiegen. Er skizzierte seine Lehrzeit, die ihn in Betriebe der Region, nach Bayern, in die Zentralgenossenschaft des Metzgerhandwerks in Frankfurt und die industriell betriebene Fleischverarbeitung der Schweizer Migros-Kette führte. Nötige Antriebe für ihn als Jungunternehmer seien Liebe zum Beruf, eigene Gestaltung des Arbeitsalltags, Überblick über alle Herstellungsstufen wie auch die Verantwortung als Arbeitgeber gewesen. Als junger Chef in zehnter Generation müsse er Tradition und Moderne bei der Produktion in Einklang halten. Die Leitung aller Abteilungen, Produktentwicklung, Qualitätsprüfung, Mitarbeiterbetreuung und Social Media – heute wichtig für Transparenz bei der Lebensmittelherstellung – füllen seinen Berufsalltag aus.
Bürgermeister Roland Tibi berichtete bei seiner Moderation vom guten Ruf Elzachs als Handwerksstandort. Er skizzierte die Vorzüge der familiengeführten Klein- und Mittelbetriebe. Gerne nahm er zur Kenntnis, dass „künstliche Intelligenz nicht weniger, sondern mehr und neue Arbeit schafft“. Positiv bewertete er die von der WRF mit Vorrang bedachte „Bestandspflege“, also die Förderung bereits ansässiger Betriebe; denn bei der Schaffung neuer Arbeitsplätze sei man hauptsächlich auf sie angewiesen. Die Stadt bemühe sich um gute soziale wie technische Rahmenbedingungen für den Standort. Vieles, was sie voranbringen möchte, brauche heute aber auch Zeit für aufwändige Verfahren. Weniger behördliche Bedenkenträger wären ihm da schon manchmal lieb, sagte Roland Tibi.
Quelle: Badische Zeitung, Di, 29. Oktober 2019, Autor Nikolaus Bayer